… damals wie heute

Totentanz damals wie heute

„Wohlan denn Ihr Herren und Knechte: Jedermann springe herbei! Ob jung, ob alt, ob schön, ob kraus IHR ALLE müsst in dies Tanzhaus“

Diese Verse stammen in leicht abgewandelter Form aus dem oberdeutschen achtzeiligen „Der Doten Dantz“ aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Ob Basler Totentanz, danse macabre, oberdeutscher Totentanz, Berner Totentanz, alle aus dem späten Mittelalter, vor dem Hintergrund der verheerenden Auswirkungen durch Pest, Hungersnöte und Kriege.
In ihnen steckt auch sozialer Sprengstoff: Die bestehenden Standes- und Machtstrukturen werden in Frage gestellt.

Anonyme wie bekannte Künstler hielten die Grundaussage, dass der Tod jeden unabhängig von Stand und Reichtum hinwegraffen kann, als mahnende Bilder in Malerei, Grafik, Relief und Skulptur fest. Auch für die Künstler des 20. Jahrhunderts blieb der Totentanz das Ausdrucksmittel für das Wüten der Weltkriege, etwa in den Buchillustrationen von HAP Grieshaber, Alfred Kubin und Horst Jansen. Damals wie heute trifft der Tod alle. Es geht mir um den Umgang der Menschen mit der Vergänglichkeit; im Hier und Jetzt, mit der Gewissheit, dass der Mensch sterblich ist; weniger um den Jenseits-Gedanken im religiösen Sinne.

Auch heute leben wir in unruhigen Zeiten. Wir erhalten weltweit Informationen über Despoten, Kriege, Terror, Flüchtlingsschicksalen, Wirtschafts- und Umweltskandalen. Trotzdem oder womöglich gerade deswegen scheint die persönliche Auseinandersetzung mit dem Tod, mit der Endlichkeit eines jeden Lebens, eher an den Rand gerückt, ja verdrängt zu sein. Mit meinen Arbeiten zum Totentanz heute möchte ich uns dafür neu sensibilisieren, das Leben bewusster und mit mehr Verantwortung für sich wie für andere einsetzen und dabei die eigene Endlichkeit nicht aus dem Auge zu verlieren.

Marcel Proust : “Wir empfangen die Wahrheit nicht, wir müssen sie für uns selbst entdecken nach einer Reise durch die Wildnis, die niemand an unserer statt betreten, uns ersparen kann, denn usnerer Weisheit ist der Standpunkt, von dem aus wir schließlich die Welt betrachten.

Oder mit einem Wort des britischen Buddhisten und Wissenschaftlers Stephen Batchelor aus seinem Buch „Buddhismus für Ungläubige“: “Da einzig der Tod gewiss, der Zeitpunkt des Todes aber ungewiss ist“.

Die Ausstellung Totentanz eins und jetzt oder „Damals wie heute“ ist in 3 Abschnitte gegliedert:

• mit den sieben Ständen im historischen Sinne. Abbildung mit Texten aus verschiedenen mittelalterlichen Totentänzen bilden mit den übermalten Presseartikeln (entstanden 2013-2016) jeweils ein neues Paar.

1.Jüngling – Dann heul doch
2.Bettler – Armes, reiches Deutschland
3.Bischof – Residenztheater
4.Kaufmann – Vergiftet
5.Edelfrau – Ausgeträumt
6.Kaiser – Der Handstreich
7.Ritter – Sekunden vor dem Kopfschuss

• Freie Malerei und Zitate zum Tod und jetzt, entstanden in den Jahren 2008 bis 2017


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